Bündnisgrüne Fraktion will Bauen im Bestand erleichtern // Damm: „Bezahlbaren Wohnraum schaffen und ökologischen Fußabdruck klein halten“

In der heutigen Sitzung des Landtags von Mecklenburg-Vorpommern wird der Antrag der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN zur Erleichterung des Bauens im Bestand beraten. Die Fraktion sieht hierin einen entscheidenden Hebel zur Reduzierung von Treibhausgasemissionen und zur Schaffung von bezahlbarem Wohnraum. Denn bereits beim Bau eines heute errichteten Gebäudes können die Emissionen bis zu 80 Prozent der gesamten Lebenszyklusemissionen ausmachen. Das bedeutet, dass ein Großteil der Emissionen bereits entsteht, bevor die Heizung überhaupt zum ersten Mal eingeschaltet wird.

„Bezahlbaren Wohnraum schaffen und ökologischen Fußabdruck klein halten“

Hannes Damm, Sprecher für nachhaltiges Bauen und Wohnen, betont die Dringlichkeit des Themas und erläutert den bündnisgrünen Lösungsansatz:

„Wie überall in Deutschland fehlt es auch in Mecklenburg-Vorpommern an bezahlbarem Wohnraum. Gleichzeitig ist der Neubau von Gebäuden oft enorm klimaschädlich. Daher sollten wir uns verstärkt die Frage stellen: Wie kann bezahlbarer Wohnraum geschaffen und zugleich der ökologische Fußabdruck möglichst klein gehalten werden? Einen Teil der Antwort finden wir beim Bauen im Bestand. Dies reduziert nicht nur Emissionen, sondern spart je nach Art und Objekt Bau-, Grundstückskauf- und Nebenkosten.“

Bauen im Bestand soll einfacher, unbürokratischer und kostengünstiger werden

Der Antrag der bündnisgrünen Fraktion enthält Vorschläge, durch die das Bauen im Bestand künftig deutlich einfacher, unbürokratischer und kostengünstiger werden soll. Hierfür stehen dem Land im Baurecht eigene, weitreichende Handlungsspielräume, beispielsweise in der Landesbauordnung, zur Verfügung. Damm erklärt: „Wir fordern, dass die Hürden für Aufstockungen, Anbauten oder Umnutzungen von Nichtwohngebäuden im Baurecht gesenkt werden, indem zum Beispiel Genehmigungspflichten bei Nutzungsänderungen von Dachgeschossen zu Wohnzwecken entfallen oder baurechtliche Pflichten zu Stellplätzen, Abstandsflächen oder Aufzügen gelockert werden. Durch eine Anpassung der Landesbauordnung können wir diese Möglichkeiten schaffen.“

Hintergrund der Initiative sind alarmierende Zahlen zur Wohnraumknappheit in Mecklenburg-Vorpommern. Laut einer Studie des Verbändebündnisses „Soziales Wohnen“ unter Leitung des Mieterbundes existieren in MV aktuell nur rund 2.700 statt der eigentlich nötigen 21.000 Sozialwohnungen. Eine Studie der TU-Darmstadt schätzt das bundesweite Potenzial zur Wohnraumschaffung durch das Bauen im Bestand auf 2,3 bis 2,7 Millionen zusätzliche Wohneinheiten, unter anderem durch Aufstockungen, Zu- und Anbauten sowie die Umnutzung von Nichtwohngebäuden.


Hintergrund:

Durch eine angepasste Baupolitik bietet sich die Chance, Emissionen zu reduzieren, indem bestehende Strukturen genutzt werden, anstatt komplett neue Gebäude zu errichten. Letzteres kann je nach Bauweise sehr klimaschädlich sein: Die Herstellung einer Tonne Zement verursacht im Mittel die Emission von 0,6 Tonnen CO2, was etwa 40 Prozent der typischen jährlichen Emissionen eines Kleinwagens entspricht. Die Zementproduktion ist allein für etwa acht Prozent der globalen CO2-Emissionen verantwortlich. In Mecklenburg-Vorpommern entfielen im Jahr 2018 etwa 14 Prozent der Gesamtemissionen auf diesen Sektor.


Hinweise:

Studie „Bauen und Wohnen 2024 in Deutschland“, Pestel-Institut

Deutschlandstudie 2019 „Wohnraumpotenziale in urbanen Lagen – Aufstockung und Umnutzung von Nichtwohngebäuden“, TU Darmstadt und Pestel-Institut

Antrag der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN „Bezahlbaren Wohnraum effizient und klimafreundlich schaffen – Bauen im Bestand erleichtern“, (Drucksache 8/3458) vom 28. Februar 2024


Hannes Damm MdL
Sprecher für nachhaltiges Bauen und Wohnen