Die enorme Nitratbelastung des Grundwassers in Mecklenburg-Vorpommern ist seit Jahren bekannt. Doch eine besonders alarmierende Folge wird bislang völlig unterschätzt: Die massive Nitratdüngung fördert die Freisetzung von Uran aus den Böden, wodurch auch das Trinkwasser vergiftet und teils Grenzwerte deutlich überschritten werden. Das hat eine Kleine Anfrage der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ergeben.
Nitratbelastung als Ursache für Uranfreisetzung: Grenzwerte um das Zehnfache überschritten
„Uran im Trinkwasser – das klingt wie eine Szenerie aus der Atomwirtschaft, ist aber ein hiesiges Problem. Durch zu viel Dünger werden giftige Schwermetalle aus dem Boden gelöst und landen in unserem Grundwasser. An etlichen Messstellen wurden die Grenzwerte von 10 Mikrogramm pro Liter teils um das Zehnfache überschritten. „Das ist eine tickende Zeitbombe“, warnt Dr. Harald Terpe, umweltpolitischer Sprecher der bündnisgrünen Landtagsfraktion, anlässlich des Internationalen Tag des Wassers am 22. März.
Gesundheitsgefährdende Uranwerte in Trinkwasser-Messstellen
Besonders hohe Werte wurden unter anderem im Landkreis Vorpommern-Rügen in Marlow-Camitz (99 Mikrogramm/Liter) und in der Landeshauptstadt an der Messstelle Schwerin Süd (35 Mikrogramm/Liter) gemessen. Selbst im fertig aufbereiteten Reinstwasser mancher Wasserwerke taucht Uran noch in gesundheitsgefährdenden Mengen auf. „Wir wissen aus den Antworten auf unsere Kleine Anfrage an die Landesregierung, dass Wasserwerke in Mecklenburg-Vorpommern Trinkwasser abgeben, das nach Einschätzung von Expert*inen Kleinkinder und Säuglinge schädigen kann. Das ist unverantwortlich“, kritisiert Terpe.
Gesundheitsgefahr und steigende Kosten
Für in Flaschen abgefülltes Mineralwasser gilt schon heute: Enthält es mehr als 2 Mikrogramm Uran pro Liter, darf es nicht mit dem Hinweis „geeignet für die Zubereitung von Säuglingsnahrung“ verkauft werden. Aus einigen Wasserwerken in MV wurde jedoch im Jahr 2020 Wasser mit Konzentrationen von 6 bis 10 Mikrogramm Uran abgegeben. Die Folgen sind gravierend: Die Belastung des Grundwassers schafft nicht nur gesundheitliche Risiken, sie macht die Trinkwasseraufbereitung immer teurer. Betrugen die Trinkwasserkosten in einem durchschnittlichen Haushalt in Mecklenburg-Vorpommern pro Jahr vor zehn Jahren noch 207 Euro, so lagen die Kosten 2022 schon bei 233 Euro. „Wir können nicht länger akzeptieren, dass Verbraucher*innen für die jahrzehntelangen Versäumnisse der Agrarpolitik zahlen“, so Terpe.
Forderungen für sauberes Trinkwasser
„Wir Bündnisgrüne fordern deshalb in den mit Uran belasteten Wassereinzugsgebieten eine konsequente Umstellung der Landnutzung auf ökologische Landwirtschaft. Ebenfalls braucht es eine umfassende Überwachung aller Wasserwerke auf Uranbelastung und transparente Berichterstattung für die Öffentlichkeit. Freiwillige Vereinbarungen zwischen der Landwirtschaft und den Wasserversorgern können ein möglicher Weg sein, die Probleme zu lösen. Doch es braucht im Kern eine andere Agrarförderung. Nur jene Betriebe, die im Interesse des Gewässerschutzes wirtschaften, sollten finanzielle Unterstützung erfahren.“
Zum Internationalen Tag des Wassers appelliert Dr. Terpe deshalb an die Landesregierung: „Wasserschutz ist Gesundheitsschutz! Wir brauchen endlich eine Agrarpolitik, die nicht die Reinheit unseres lebenswichtigen Trinkwassers fortlaufend aufs Spiel setzt.“

Umweltpolitischer Sprecher