Die gestiegene Nachfrage im Kontext der Einführung des Deutschland-Ticktes verlangt, dass in Mecklenburg-Vorpommern zu kurze und zurückgebaute Bahnsteige verlängert werden müssen. Durch die von der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN gestellte Kleine Anfrage wird deutlich, an welchen Bahnhöfen die Bahnsteige zu kurz sind und wo die Landesregierung Handlungsbedarf sieht. Deren Antworten zeigen mehr als deutlich, dass viele Bahnhöfe derzeit nicht für einen zeitgemäßen Zugverkehr im Land gerüstet sind.
Jutta Wegner, parlamentarische Geschäftsführerin und verkehrspolitische Sprecherin der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, fordert die Landesregierung auf, das Bahnsteiglängenkonzept nun zügig umzusetzen:
„Nachdem im vergangenen Jahr noch Züge durch Neubrandenburg gerauscht sind, weil die Bahnsteige zu kurz zum Halten waren, hat die Landesregierung offenbar die richtigen Schlüsse gezogen und eine Bedarfsanalyse vorgenommen. Das Ergebnis ist eindeutig: Im gesamten Bundesland müssen Bahnsteige verlängert werden.
Zügig in die Umsetzung kommen
Das Bahnsteiglängenkonzept 2024 macht deutlich, wie abgehängt das Bahnland MV tatsächlich ist. Viele Bahnsteige sind bislang zu kurz und ermöglichen keinen der Nachfrage entsprechenden Bahnverkehr. Wichtig ist darum, zügig in die Umsetzung zu kommen und die zahlreichen Bahnsteige, die laut VMV und Landesregierung verlängert werden sollen, auch auszubauen.
Es darf nicht an zu kurzen Bahnsteigen scheitern
Letztlich muss die Infrastruktur dringend der steigenden Nachfrage angepasst werden, sonst scheitert das dringend notwendige gute Angebot für den Umstieg vom Auto in die Bahn. Auch aus touristischer Sicht ist es wichtig, die Anreise mit der Bahn so attraktiv wie möglich zu gestalten. Es darf nicht an zu kurzen Bahnsteigen scheitern. Das wäre ein fatales Signal.
Die Analyse der meisten Bahnsteige der Südbahn fehlt zudem im Bahnsteiglängenkonzept 2024 komplett. Es konzentriert sich einzig auf die Linien im Eigentum der DB. Das ist ein großes Manko, weil es den Blick auf die Zukunft der Bahn in MV unnötig verengt. „
Hintergrund:
Das Bahnsteiglängenkonzept stellt für alle DB-Bahnsteigkanten in Mecklenburg-Vorpommern die aktuellen Ist-Längen sowie die nach derzeitigem Kenntnisstand aus Sicht der Landesregierung sinnvollen Ziellängen, bezogen auf die Bedürfnisse des Schienenpersonennahverkehrs (SPNV), dar.
Sofern die Bahnsteiglänge im Jahr 2023 die aktualisierte Bahnsteiglänge überschreitet, erfolgt selbstverständlich kein Rückbau, (d.h. hier sind die Bahnsteige ausreichend lang bzw. sogar länger als für den SPNV erforderlich).
Sofern die Bahnsteiglänge im Jahr 2023 die im Konzept aktualisierte Bahnsteiglänge überschreitet, soll kein Rückbau erfolgen, das ist eine gute Nachricht.
Grund dafür ist vor allem die im Zusammenhang mit der Einführung des Deutschlandtickets gestiegene Nachfrage im SPNV, der u.a. mit längeren Zügen begegnet werden soll bzw. die Möglichkeit bieten soll, vereinzelt längere Züge einzusetzen. Im vergangenen Jahr konnten sogenannte XL-Regios (Verstärkerzüge) mit sieben Wagen u.a. in Neubrandenburg nicht halten, weil die Bahnsteige dort mit nur 140 m deutlich zu kurz waren. Laut Antwort auf unsere Kleine Anfrage sollen in Neubrandenburg die Gleise 1 und 3 auf 215 m und die Gleise 2 und 4 auf 170 m verlängert werden. Damit können in Neubrandenburg künftig wieder längere Regionalzüge und möglicherweise sogar kurze ICEs halten.
Insgesamt sind an vielen Bahnhöfen längere Bahnsteige vorgesehen. Besonders umfangreiche Verlängerungen sind z.B. entlang der Linien RE 1 (auf 215 m) und RE 4 (auf 170 m) geplant (u.a. Bad Kleinen, Boizenburg, Pritzier und Grevesmühlen, Herrnburg, Lüdersdorf). Östlich von Güstrow sieht das Bahnsteiglängenkonzept MV 2024 für den RE 4 keine Verlängerungen vor, obwohl diese wichtige Ost-West-Verbindung (Stettin-Lübeck) zunehmend stark frequentiert wird, besonders in den touristisch relevanten Sommermonaten.
Im Bahnhof Rostock Hbf sieht die Landesregierung noch Verlängerungsbedarf, z.B. bei den Gleisen 5, 6, 10 und 11.
Häufig wird nach dem Bahnsteiglängenkonzept eine Verlängerung auf 170 m als notwendig erachtet. Bei einer Planung mit 170 m Bahnsteiglänge werden bis zu 6-teilige Doppelstock-Regionalzüge geplant (bei 140 m bis zu 5-teilige). Bei den aktualisierten Bahnsteignutzlängen werden sehr häufig 170 m geplant, so dass zukünftig 6-teilige Doppelstock-Regionalzüge halten können.
Die Analyse der meisten Bahnsteige der im Eigentum der Regio Infra Nord Ost stehende Südbahn MV (Waren – Malchow – Plau am See – Parchim, RB 15 und RB 19) fehlt im Konzept leider vollständig, da nur im Besitz der DB befindliche Anlagen beschrieben sind.
Hinweis:
Kleine Anfrage der Abgeordneten Jutta Wegner, Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Bahnsteiglängenkonzept Mecklenburg-Vorpommern 2024 und Antwort der Landesregierung (Drucksache 8/3546)