Nur ein Drittel aller Straßen in MV mit begleitenden Radwegen // Wegner: „Bei dem Ausbautempo brauchen wir noch 180 Jahre, um alle Landesstraßen mit Radwegen auszustatten“

Eine Kleine Anfrage der Landtagsfraktion von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN hat gravierende Defizite bei der Radverkehrsinfrastruktur in Mecklenburg-Vorpommern offengelegt. Laut Antwort der Landesregierung sind von insgesamt 9.426 Kilometern Bundes-, Landes- und Kreisstraßen im Land lediglich 2.786 Kilometer – also rund 30 Prozent – mit straßenbegleitenden Radwegen ausgestattet.

Besonders schlecht steht es um Landes- und Kreisstraßen: Während bei den Bundesstraßen (1.927 Kilometer) 55 Prozent über begleitende Radwege verfügen, sind es bei Landesstraßen (3.378 Kilometer) lediglich 33 Prozent und bei Kreisstraßen (4.121 Kilometer) sogar nur 15 Prozent.

„Nur ein Drittel aller Straßen in Mecklenburg-Vorpommern sind mit einem begleitenden Radweg ausgestattet – dass die Mobilitätswende hierzulande nicht vorankommt, verwundert nicht“, kritisiert Jutta Wegner, verkehrspolitische Sprecherin der bündnisgrünen Landtagsfraktion. „Tagtäglich müssen Radfahrende auf vielbefahrene Fahrbahnen ausweichen – das ist ein Sicherheitsrisiko, das viele Menschen abschreckt, die mit dem Rad mobil sein wollen.“

Durchschnittlich nur sieben Kilometer Radweg werden jährlich instand gesetzt

Auch der Baufortschritt bleibt deutlich hinter dem Bedarf zurück: Seit 2014 wurden an Landesstraßen im Schnitt nur 12,7 Kilometer straßenbegleitende Radwege pro Jahr neu gebaut. Bei diesem Tempo würde es theoretisch 180 Jahre dauern, bis alle Landesstraßen entsprechend ausgestattet wären. Die Sanierung bestehender Radwege stagniert ebenfalls – seit 2010 wurden durchschnittlich nur sieben Kilometer jährlich instand gesetzt. Bliebe es dabei, wären die derzeitigen 1.110 Kilometer Radweg entlang der Landesstraßen in frühestens in 160 Jahren vollständig saniert.

„Bei dem aktuellen Tempo brauchen wir 180 Jahre, um alle Landesstraßen mit Radwegen auszustatten“

„Bei dem aktuellen Tempo brauchen wir 180 Jahre, um alle Landesstraßen mit Radwegen auszustatten – das ist eine Bankrotterklärung in Sachen Mobilitätswende“, so Wegner. „Die Landesregierung muss zwei Gänge hochschalten und endlich ernst machen mit dem Ausbau sicherer Radinfrastruktur. Wir brauchen sichere Wege für alle – egal ob Pendlerinnen, Familien oder Freizeitradlerinnen. Nur mit einem flächendeckenden, sicheren Radwegenetz lassen sich genügend Menschen für dieses klimafreundliche, kostengünstige und gesundheitsfördernde Verkehrsmittel begeistern.“

Wegner fordert, den Ausbau und die Sanierung der Radwege massiv zu beschleunigen und insbesondere die Kommunen dabei stärker zu unterstützen: „Den wohlklingenden, aber folgenlosen Bekenntnissen zum Radverkehr muss das Land endlich substanzielle Taten folgen lassen. Wer ernsthaft will, dass mehr Menschen aufs Rad umsteigen, muss auch die Voraussetzungen dafür schaffen – und das heißt: mehr Tempo und mehr Verbindlichkeit beim Radwegebau.“


Hinweis:

Kleine Anfrage „Länge und Entwicklung des Radwegenetzes“ (Drucksache 8/4844) inkl. Antwort der Landesregierung


Jutta Wegner MdL
Parlamentarische Geschäftsführerin und verkehrspolitische Sprecherin