Nachdem am vergangenen Sonntag ein völlig überfüllter Regionalzug bei Pasewalk von der Bundespolizei geräumt werden musste, warnt die verkehrspolitische Sprecherin der bündnisgrünen Landtagsfraktion, Jutta Wegner, vor erneutem Bahnchaos zu Pfingsten und in der bevorstehenden Urlaubssaison – insbesondere für Menschen mit Behinderungen.
„Der öffentliche Nahverkehr ist für viele Menschen ohnehin schon voller Barrieren. Wenn dann noch überfüllte Züge, Ausfälle und zu knappe Umstiegszeiten dazukommen, wird die Bahnfahrt für Menschen mit Einschränkungen oder mit Kindern schnell unzumutbar. Aus einer regulären Fahrt wird dann eine Reise im Ausnahmezustand“, so Wegner.
„Szenen wie am vergangenen Wochenende sind vorprogrammiert“
Der Vorfall in Pasewalk war dabei kein Einzelfall: Auch auf den Linien RE5 (Berlin–Rostock) und RE1 (Hamburg–Rostock) mussten am selben Wochenende Fahrgäste am Bahnsteig zurückbleiben, weil die Züge völlig überfüllt waren. Für Wegner ist das ein Ergebnis unzureichender Planung „Dass an Feiertagen, langen Wochenenden oder in den Ferien deutlich mehr Menschen mit der Bahn fahren, ist vorhersehbar. Die Situation in den Zügen war sinnbildlich: Menschen dicht gedrängt, Fahrräder versperren Wege, Klimaanlagen fallen aus. Doch jedes Jahr erleben wir, dass das Land Mecklenburg-Vorpommern nicht ausreichend zusätzliche Zugkapazitäten bestellt – Szenen wie am vergangenen Wochenende sind damit vorprogrammiert.“
„Es braucht endlich einen Nahverkehr, der vorausschauend geplant wird – auch mit ausreichend Platz für Menschen im Rollstuhl oder Kinderwagen“
Mit Blick auf das bevorstehende Fusion-Festival, den Sommerreiseverkehr und die Küstenverbindungen fordert Wegner: „Es braucht endlich einen Nahverkehr, der vorausschauend geplant wird – insbesondere auch mit ausreichend Platz für Menschen im Rollstuhl, mit Rollatoren oder Kinderwagen.“
Kreisbehindertenrat Mecklenburgische Seenplatte fordert barrierefreie Standards im Bahnverkehr
Raimar Schwarz vom Kreisbehindertenrat Mecklenburgische Seenplatte unterstreicht die Dringlichkeit barrierefreier Standards im Bahnverkehr: „In jedem Zug müssen reservierte Plätze für Menschen im Rollstuhl vorhanden sein – nahe der barrierefreien Toilette und mit einem durchsetzbaren Nutzungsanspruch. Auch Menschen mit nicht sichtbaren Einschränkungen – etwa Seh- oder Hörbeeinträchtigungen – brauchen ein konsequentes Anrecht auf Sitzplätze. Klar ist indes auch: Wenn diese Plätze nicht benötigt werden, können sie von allen Reisenden genutzt werden.“
Schwarz fordert zudem praktikable Lösungen für den Platzkonflikt zwischen Fahrrädern und Rollstühlen: „Rollstuhlfahrende müssen Vorrang vor Fahrrädern haben – idealerweise werden wieder Gepäckwagen eingeführt, in denen auch genügend Platz für Räder ist. Und grundsätzlich gilt: Es dürfen nur so viele Menschen mitfahren, wie der Zug auch sicher aufnehmen kann.“

Parlamentarische Geschäftsführerin und verkehrspolitische Sprecherin