Wie gelingt eine Mobilität, die wirklich alle mitnimmt? Diese Frage stand im Zentrum des „Landtalks“, zu dem die bündnisgrüne Landtagsfraktion in dieser Woche ins Neubrandenburger Programmkino Latücht eingeladen hatte. Rund 40 Gäste waren gekommen, um gemeinsam über klimafreundliche, gerechte und bezahlbare Mobilität zu diskutieren.
„Gute Mobilität ist eine Frage der Gerechtigkeit“
Jutta Wegner, bündnisgrüne Landtagsabgeordnete aus Neubrandenburg und verkehrspolitische Sprecherin der Fraktion, stellte zu Beginn klar: „Gute Mobilität ist eine Frage der Gerechtigkeit. Sie entscheidet darüber, ob Menschen am sozialen, kulturellen und wirtschaftlichen Leben teilhaben können.“
Vier geladene Gesprächspartner berichteten über die Herausforderungen und Chancen der Verkehrswende – aus der Sicht von Fahrgästen, Jugendlichen, Radfahrenden und mobilitätseingeschränkten Menschen:
Heiner Reimann (Fahrgastverband Pro Bahn / ÖPNV-Beirat Mecklenburgische Seenplatte) betonte, dass die Qualität des Nahverkehrs stark variiere – und vielerorts vom Engagement Einzelner abhänge. Besonders im ländlichen Raum brauche es verlässliche Angebote.
Finn Göpel (Kreisschülerrat Mecklenburgische Seenplatte) schilderte die Probleme junger Menschen: lange Wartezeiten und fehlende Verbindungen erschwerten Schulalltag und Freizeit erheblich. Er forderte ein kostenloses Deutschlandticket für alle Schüler*innen in MV.
Thomas Fitzke (ADFC MV) sprach sich für durchgängige, sichere Radwegenetze auch zwischen Dörfern aus. Er kritisierte die schlechte Pflege vieler Radwege und forderte eine zentrale Koordination auf Landesebene.
Raimar Schwarz (Kreisbehindertenbeirat MSE) nannte konkrete Hürden: unverständliche Fahrgastinformationen, fehlende Leitsysteme und nicht barrierefreie Übergänge erschwerten mobilitätseingeschränkten Menschen die Nutzung des ÖPNV.
Im Anschluss diskutierten die Teilnehmenden in vier Arbeitsgruppen. Die Debatten zeigten: Viele Menschen machen sich vor Ort Gedanken über zukunftsfähige Mobilität und wollen mitgestalten – zugleich erwarten sie klare Signale und Handlungsbereitschaft von der Landespolitik.
Ergebnisse der Arbeitsgruppen im Überblick:
- Inklusive und barrierefreie Mobilität
Mobilität muss für alle zugänglich sein. Dafür forderte die Gruppe eine durchgehend barrierefreie Gestaltung der Infrastruktur – etwa durch sprechende Haltestellen, taktile Leitsysteme und leicht verständliche Fahrgastinformationen. Auch Notfallkonzepte, z. B. für Stromausfälle, müssten mitgedacht werden, ebenso wie Sensibilisierungstrainings für ÖPNV-Mitarbeitende. Barrierefreiheit solle als Qualitätsstandard für alle entwickelt werden, nicht nur für Menschen mit Behinderung. - Klimaneutrale und energieeffiziente Mobilität
Diskutiert wurden Lösungen, wie klimafreundliche Mobilität besser in den Alltag integriert werden kann: zum Beispiel durch smarte Ladeinfrastruktur bei Mietshäusern oder Photovoltaik über Parkplätzen und Straßen, die Strom für E-Mobilität direkt vor Ort bereitstellen. Unternehmen sollten Dienstwagenflotten auf E-Autos umstellen. Auch E-LKWs wurden als Baustein für die Zukunft benannt. Technik, Infrastruktur, Nutzer_innenverhalten und Kommunikation müssten für die Verkehrswende zusammengedacht werden. - Bürgerbeteiligung
Mobilitätspolitik braucht mehr Beteiligung. Die Gruppe schlug öffentliche Mobilitätsausschüsse mit einem Rederecht für Fachverbände vor, forderte transparentere Verwaltungsprozesse und digitale Tools wie „Mängelmelder“. Kommunale Mobilitätsbeauftragte könnten als Schnittstelle zur Bevölkerung wirken. Der ÖPNV müsse endlich als Teil der Daseinsvorsorge anerkannt werden. - Verkehrswende im ländlichen Raum
Die Arbeitsgruppe forderte bessere Verbindungen zwischen Dörfern, die Rekonstruktion alter Landwege sowie eine zentrale Mobilitäts-App, die Fahrpläne, Rufbusse und das Deutschlandticket bündelt. Sichere Fahrradabstellmöglichkeiten an Haltestellen und eine stärkere Verzahnung von Bus, Bahn und Radverkehr würden die Mobilität im ländlichen Raum flexibilisieren. Zuständigkeiten für Radwege sollten gebündelt werden.
„Ein klarer Arbeitsauftrag an die Politik“
Jutta Wegner zog ein klares Fazit: „Was wir heute gehört haben, ist ein klarer Arbeitsauftrag an die Politik: Wir müssen Barrieren abbauen, Lücken schließen und die Menschen stärker beteiligen. Die Landesregierung darf die Verkehrswende nicht länger ausbremsen. Mobilität muss gerecht, klimafreundlich und verlässlich sein – in der Stadt wie auf dem Land.“
Hintergrund:
Die Veranstaltungsreihe „Landtalk“ bringt die bündnisgrüne Landtagsfraktion regelmäßig mit Bürger*innen ins Gespräch – zu Themen, die Land und Menschen bewegen. Die Ergebnisse fließen direkt in die parlamentarische Arbeit der Fraktion ein.

Parlamentarische Geschäftsführerin und verkehrspolitische Sprecherin