Trotz eindringlicher Warnungen durch Fischerei- und Umweltexperten hat das Bergamt Stralsund am Montag die Fortsetzung der Baggerarbeiten an der bereits technisch fertiggestellten Zulieferpipeline für das LNG-Terminal vor Rügen genehmigt. Laut der Einschätzung durch den Präsidenten der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, sei in diesem Winter nicht mit einer Mangellage zu rechnen. Dennoch beharrt die Landesregierung auf der überhasteten Fertigstellung des LNG-Terminals und der Anbindungspipeline. Müller hatte am Wochenende in den Medien betont, Deutschland verbrauche gut 16 Prozent weniger als vor der Krise. Auch seien die Gasspeicher mit über 90 Prozent sehr gut gefüllt. Trotz dieser Einschätzung hat das Bergamt Stralsund gestern Gasnetzbetreiber Gascade eine Verlängerung der Bauzeit an der Anbindungspipeline für das LNG-Terminal vor Mukran zugesagt.
Hannes Damm, energie- und klimapolitischer Sprecher der bündnisgrünen Landtagsfraktion Mecklenburg-Vorpommern, kritisiert den Vorgang scharf:
„Offensichtlich geht die Landesregierung für eine Handvoll Euro mehr für die Betreiber höchstes Risiko im Tier- und Umweltschutz. Die Miete für die vor Anker liegenden Arbeitsschiffe bekommt den Vorzug vor dem Schutz des Herings.
Und das alles vor dem Hintergrund der Sinnlosigkeit der Maßnahme insgesamt: Mit dem Präsidenten der Bundesnetzagentur haben wir doch eine Bestätigung von höchster Stelle. Es wird in diesem Winter keine Gasmangellage eintreten. Und selbst wenn, wäre die Pipeline technisch betriebsbereit. Die Speicher sind prall gefüllt, die Gasstände steigen sogar noch weiter, sodass die Vorräte für mehrere kalte Wintermonate reichen. Der übereilt vorangetriebene Weiterbau des LNG-Terminals und der Pipeline vor Rügen hat also keine tatsächliche Wirkung außer dem Hering massiv zu schaden. Die Baggerarbeiten müssen deswegen umgehend gestoppt werden.“
Hintergrund:
Der Leiter des Thünen-Instituts für Ostseefischerei, Christopher Zimmermann, warnt vehement vor weiteren Arbeiten in der Sassnitzer Rinne. Aktuell erhobene Daten des Instituts belegten, dass der Hering bereits vor Ort sei, so Zimmermann. Die Laichzeit beginne im Januar, bekräftigte er, und forderte eine Unterbrechung der Bauarbeiten bis Mai 2024.