Die Ergebnisse der Entgeltstatistik 2021 kommentiert Jutta Wegner, wirtschaftspolitische Sprecherin der Landtagsfraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, mit Blick auf die Situation in Mecklenburg-Vorpommern:
„Mecklenburg-Vorpommern ist auch in den jüngsten Erhebungen das Bundesland mit der deutschlandweit geringsten Entlohnung. Flächendeckende Niedriglöhne und eine geringe Tarifbindung machen das Land zu einem Brennpunkt der Einkommensarmut. Auch wenn die Landesregierung sich auf die Fahnen geschrieben hat, die Tarifbindung zu erhöhen, wird MV diesen traurigen Spitzenplatz wohl nicht von jetzt auf gleich abgeben. Es ist offensichtlich, dass eine neue Wirtschaftsförderung und ein verbessertes Landesvergabegesetz nicht viel helfen wird, wenn die Regierung ihren Versprechen keine Taten folgen lässt. Dieser Umstand wird noch deutlicher, wenn man sich die regionalen Unterschiede im Land anschaut. Während Schwerin mit 3201 Euro pro Monat die höchsten mittleren Bruttogehälter in MV aufweist, liegt das mittlere Einkommen in Vorpommern 600 Euro darunter, was die Region quasi zum Armenhaus der gesamten Bundesrepublik macht.
Die Tatsache, dass der Wohlstand in Mecklenburg-Vorpommern so ungleich verteilt ist, liegt auch daran, dass viele Beschäftigte in der Landeshauptstadt im öffentlichen Dienst arbeiten und damit nach Tarif bezahlt werden. Anhand dessen wird klar: Der Weg aus dem Lohnkeller führt langfristig nur über eine höhere Tarifbindung und die Ansiedlung von Unternehmen, die nach Tarif oder tarifähnlich zahlen. Diese wiederum benötigen eine starke Infrastruktur und Fachkräfte vor Ort, die nur dann bleiben oder sich ansiedeln werden, wenn sie auf attraktive Arbeits-, Einkommens- und Lebensbedingungen stoßen.
Die Landesregierung muss klug, nachhaltig und gezielt investieren, um die Regionen in Mecklenburg-Vorpommern fit für die Zukunft zu machen. Dafür ist zunächst endlich das Eingeständnis vonnöten, dass wir auch 30 Jahre nach dem Mauerfall noch weit hinter unseren Möglichkeiten zurückbleiben. Als zweiten Schritt muss das Land endlich bereit sein, die Probleme vor Ort detailliert zu analysieren und anzupacken. Dafür ist ein wirtschafts- und sozialpolitischer Armuts- und Reichtumsbericht eine wichtige Ausgangsbasis. Ohne eine starke Wirtschaft, Tarifbindung und Infrastruktur wird uns immer die Grundlage fehlen, um auch die Armut in unserem Land langfristig zu bekämpfen.“