Der von der rot-roten Regierungskoalition benannte Sachverständige Jens Hobohm, Direktor der PROGNOS AG, hat heute auf Nachfrage im Parlamentarischen Untersuchungsausschuss erklärt, dass die Erdgas-Pipeline Nord Stream 2 für die europäische Gasversorgung nicht notwendig gewesen sei. Damit relativierte er seine früheren Einschätzungen. Der von den Landtagsfraktionen von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, CDU und FDP benannte Sachverständige Prof. Dr. Christian von Hirschhausen (TU Berlin) vertritt diese Ansicht bereits seit Jahren und legte sie in der heutigen Sitzung umfangreich dar.
Nord Stream 2 wurde für die Gasversorgung nicht gebraucht
Hannes Damm, Obmann der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Mecklenburg-Vorpommern im Untersuchungsausschuss: „In den entscheidenden Fragen waren sich die beiden Sachverständigen einig. Um die europäische Gasversorgung sicherzustellen, brauchte es keine zusätzliche russische Pipeline. Die Ertüchtigung und Nutzung vorhandener Pipelines wäre laut der Experten voraussichtlich deutlich preiswerter gewesen. Zudem stimmten sie in der Einschätzung überein, dass die entscheidende Motivation für Russland und seinen Staatskonzern Gazprom war, mit dem Bau der Ostsee-Pipeline Nord Stream 2 die Ukraine als Transitland zu umgehen.“
Die PROGNOS AG hatte 2017 im Auftrag der Nord Stream 2 AG eine Studie erstellt. Diese kam zu dem Ergebnis, dass zusätzliche Gaslieferungen benötigt werden würden. In der Ausschusssitzung schilderte Jens Hobohm, wie es zu der damaligen Einschätzung kam. Ein wesentlicher Grund: Die Klimaschutzziele der Europäischen Union und von Deutschland wurden in den Szenarien der PROGNOS AG nicht berücksichtigt.
Pipeline-Bau widersprach sämtlichen Klimaschutzzielen
Damm: „Wir wollen in den kommenden 20 bis 25 Jahren in Europa klimaneutral werden. Bis dahin müssen wir fossile Brennstoffe vollständig durch Erneuerbare Energien ersetzt haben. Professor von Hirschhausen hat heute überzeugend erläutert, dass die vorhandenen russischen Leitungskapazitäten für diese Übergangszeit ausgereicht hätten. Eine auf 50 Jahre ausgelegte zusätzliche Pipeline widersprach dagegen von Anbeginn sämtlichen Klimaschutzzielen. Vor allem für Russland war die Realisierung dieses geopolitischen Projekts von größtem Interesse. Die Behauptung, dass die Fertigstellung von Nord Stream 2 durch die Klimastiftung MV ein Beitrag zum Klimaschutz sei, wurde damit schon mit der ersten Anhörung im Untersuchungsausschuss eindrucksvoll widerlegt.“