Bildungsministerium nimmt Verantwortung nicht wahr – Bildungserfolg von Schüler*innen hängt von einzelnen Lehrer*innen ab

Die Landesregierung hat ihre Antworten auf die Kleine Anfrage „Erhebungen des Lernstandes und Umsetzung des Bund-Länder-Programms ,Aufholen nach Corona für Kinder und Jugendliche’“ veröffentlicht. Jutta Wegner, bildungspolitische Sprecherin der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Landtag Mecklenburg-Vorpommern und Fragestellerin, bewertet die Auskünfte:

„Der derzeitige Bildungserfolg von Schüler*innen in Mecklenburg-Vorpommern hängt von Glück und Zufall ab. So lassen sich die Antworten des Bildungsministeriums auf meine Kleine Anfrage zusammenfassen. Obwohl zahlreiche Studien belegen, dass Schüler*innen in Deutschland gerade aufgrund der Corona-Pandemie deutlich größere Lerndefizite haben als noch vor zehn Jahren, zeigt sich unsere Landesregierung weitgehend unbeeindruckt und planlos bei der gezielten Förderung.

Bundesmittel in Höhe von fast 22 Millionen Euro und Landesmittel in Höhe von rund 1,75 Millionen Euro flossen in das gemeinsame Programm ,Aufholen nach Corona für Kinder und Jugendliche’. Das Land verteilte die öffentlichen Mittel, ohne die Bedarfe zu kennen, ohne Fahrplan und ohne begleitende Evaluation. Eine valide Datenbasis, die die Lernrückstände konkret aufzeigen würde, fehlt. Stattdessen, so das Bildungsministerium in seiner Antwort, würden Rückmeldungen und Einschätzungen einzelner Schulen und Lehrer*innen im Land als Grundlage für die Mittelaufteilung verwendet.“

„Punktuelle Stimmungsbilder statt flächendeckende Fakten“

„Bildungsministerin Simone Oldenburg verlässt sich also auf punktuelle Stimmungsbilder statt auf flächendeckende Fakten. Mecklenburg-Vorpommern hat damit nicht nur den jüngsten IQB-Bildungstrend verschlafen, sondern auch kein einziges standardisiertes Instrument eingesetzt, um die individuellen Lernstände der Schüler*innen im Land zu prüfen. Auch sieht das Ministerium keine konkreten Maßnahmen und Programme vor, um die Schüler*innen abseits der Corona-Pandemie und nach dem 31. Juli 2023 gezielt zu unterstützen.

Die gefühlte Wahrheit, nach der Ministerin Oldenburg agiert, verhindert, dass unsere Kinder und Jugendlichen nach dieser schweren Zeit adäquat und bedarfsgerecht unterstützt werden. Der Verweis des Bildungsministeriums, dass eine fundierte Datenerfassung nur mit erheblichem Mehraufwand der Lehrkräfte realisierbar sei, offenbart schlicht Systemfehler. Andere Bundesländer liefern den Beweis, wie Datenerfassung und abgeleitete Maßnahmen erfolgreich umgesetzt werden können. Dies ist Anlass für meine Fraktion, demnächst einen entsprechenden Antrag einzubringen.“


Hinweis:
Die Kleine Anfrage „Erhebung des Lernstandes und Umsetzung des Bund-Länder-Programms ,Aufholen nach Corona für Kinder und Jugendliche’“ (Drucksache 8/1513) inklusive der Antworten der Landesregierung finden Sie hier.

Den Bericht des Instituts zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB) aus dem Jahr 2021 finden Sie hier.



Jutta Wegner MdL
Bildungspolitische Sprecherin