Anti-Gewalt-Konzept für Schulen // Wegner: „Landesweit herrscht Notstand in den Schulen“

Zum bevorstehenden Schuljahresbeginn und dem kürzlich veröffentlichten Anti-Gewalt-Konzept des Bildungsministeriums erklärt Jutta Wegner, bildungspolitische Sprecherin der bündnisgrünen Landtagsfraktion Mecklenburg-Vorpommern:

„Jahrelang wurden Lehrkräfte und Schulleitungen von der Landesregierung weitgehend allein gelassen, während Gewalt und extremistisches Verhalten an unseren Schulen zunahmen. Jetzt, kurz vor Beginn des neuen Schuljahres, liegt ein Konzept vor – die Probleme aber sind längst flächendeckend und dramatisch: Extremistische Vorfälle stiegen von 19 im Schuljahr 2022/2023 auf 113 im Schuljahr 2024/2025. Landesweit herrscht Notstand in den Schulen.“

„Der Fokus liegt auf Reaktion und Sanktion, Prävention und Partizipation kommen völlig zu kurz“

Wegner kritisiert, dass das Konzept zwar zahlreiche Projekte aufzählt, aber eine ganzheitliche Strategie mit verbindlichen Standards, ausreichend Personal und langfristiger Finanzierung fehlt. „Der Fokus liegt auf Reaktion und Sanktion, Prävention und Partizipation kommen völlig zu kurz. Wir brauchen aber flächendeckende Schulsozialarbeit, die als verlässlicher Ansprechpartner Konflikte frühzeitig aufnimmt. Schüler*innen müssen resilient gemacht werden und die Fähigkeiten erwerben, um eigene Positionen auf dem Boden unseres Grundgesetzes zu entwickeln.“

Wegner begrüßt die geplanten Anti-Extreme-Netzwerke, in denen Polizei, Jugendhilfe und Demokratiezentren zusammenarbeiten, um Lehrkräfte bei der Früherkennung extremistischer Tendenzen zu unterstützen. Sie fordert jedoch: „Die Meldungen müssen künftig zusätzliche Informationen zur Einordnung des Vorfalls beinhalten. Nur so lässt sich die Dimension der Problematik realistisch einschätzen und gezielt handeln.“

Darüber hinaus müsse Antidiskriminierung verbindlich im Schulalltag verankert werden: „Rassismus, Sexismus und Queerfeindlichkeit müssen systematisch bekämpft werden. Eine engstirnige Gesellschaft, in der jede*r zuerst nur sich selbst sieht, öffnet Menschenfeindlichkeit und Gewalt Tür und Tor. Schulen müssen junge Menschen darin bestärken, Verantwortung für sich und andere zu übernehmen.“

„Wir wissen seit Jahren, was an unseren Schulen passiert. Das darf nicht länger verharmlost werden.“

Wegners Fazit: „Wir wissen seit Jahren, was an unseren Schulen passiert. Das darf nicht länger verharmlost werden. Vielmehr müssen die Erkenntnisse endlich in die Praxis umgesetzt werden. Handlungsleitfäden allein reichen nicht – Schulen brauchen nachhaltige Präventionsstrukturen, Partizipation und Respekt im Schulalltag.“


Jutta Wegner MdL
Parlamentarische Geschäftsführerin und bildungspolitische Sprecherin