Die Beratungsstelle für Betroffene häuslicher Gewalt in Grevesmühlen musste trotz steigender Fallzahlen schließen. Nun sichert die Arbeiterwohlfahrt ein neues Angebot in Klütz – ein Erfolg, der maßgeblich auf den politischen Druck der bündnisgrünen Landtags- und Kreistagsfraktion sowie einen gemeinsamen Antrag mit SPD und LINKEN zurückgeht. Erst dadurch kamen der Landrat Tino Schomann (CDU) und das Justizministerium ins Handeln.
Für Constanze Oehlrich, Vorsitzende und frauenpolitische Sprecherin der Bündnisgrünen im Landtag, ist das neue Angebot dennoch nur ein erster Schritt: „Nordwestmecklenburg weist landesweit die geringste Dichte an Schutz- und Beratungsangeboten für von Gewalt Betroffene auf. Seit 2016 ist die Zahl der Straftaten gegen Frauen und Mädchen im Land um 34 Prozent gestiegen – insbesondere im Bereich häuslicher Gewalt. Gleichzeitig investiert der Landkreis weiterhin am wenigsten pro Kopf in den Gewaltschutz. Dass nun eine neue Beratungsstelle an anderer Stelle öffnet, ist das absolute Minimum. Vielmehr brauchen wir ein flächendeckendes, dauerhaft finanziertes Hilfenetz. Jeder Tag ohne ausreichenden Schutz gefährdet das Leben von Frauen und Mädchen.“
Auch landesweit ist die Situation besorgniserregend: Die jüngste Evaluation des Beratungs- und Hilfenetzes zeigt, dass zwei Drittel der befragten Fachkräfte die Kapazitäten und die Flächenabdeckung der Angebote als nicht bedarfsgerecht bewerten. Nur knapp die Hälfte der Betroffenen erhält demnach zeitnah überhaupt ein Beratungsangebot.
Oehlrich betont: „Diese Zahlen machen deutlich, dass das Land seiner Verantwortung nicht gerecht wird. Wir brauchen endlich eine nachhaltige Finanzierung, mehr Beratungsstellen – und vor allem eine Landesregierung, die den Schutz vor häuslicher Gewalt zur politischen Priorität macht.“

Fraktionsvorsitzende und frauenpolitische Sprecherin