Die gestern vorgestellte Auswertung „Geschlechtsspezifisch gegen Frauen gerichtete Straftaten“ des Bundeskriminalamts verdeutlicht die erschreckende Realität: Gewalt ist für viele Frauen in Deutschland Alltag. Constanze Oehlrich, Vorsitzende und frauenpolitische Sprecherin der bündnisgrünen Landtagsfraktion Mecklenburg-Vorpommern, schließt sich den Appellen des Landesfrauenrats MV an und warnt angesichts der steigenden Gewalt gegen Frauen vor einem weiteren Abbau des ohnehin angespannten Gewalthilfenetzes im Land. In Nordwestmecklenburg steht die Schließung der Beratungsstelle für Opfer häusliche Gewalt unmittelbar bevor. Oehlrich und die bündnisgrüne Kreistagsfraktion kämpfen entschlossen dagegen an.
„Das Gewalthilfenetz rettet täglich Leben“
„Die Landesregierung muss das Hilfenetz gegen häusliche Gewalt umgehend und dauerhaft sichern. Die Zahlen sind alarmierend: In Mecklenburg-Vorpommern steigt die Zahl der Straftaten gegen Mädchen und Frauen an, besonders im Bereich häuslicher Gewalt“, so Oehlrich. „Seit 2016 verzeichnet die polizeiliche Kriminalstatistik des Landes einen Anstieg um 34 Prozent. Das Gewalthilfenetz rettet täglich Leben, indem es betroffenen Frauen und Mädchen Schutz und Unterstützung bietet. Dennoch verschiebt die Landesregierung die Umsetzung der Istanbul-Konvention bis 2026. Angesichts der zunehmenden Gewalt gegen Frauen und Mädchen zählt jeder Tag. Das ist unverantwortlich.“
„Frauen und Mädchen komplett ohne Unterstützung zurückzulassen, werden wir nicht hinnehmen“
Die geplante Schließung der Beratungsstelle in Grevesmühlen trotz steigender Fallzahlen sei ein fataler Rückschritt, so Oehlrich. Claudia Tamm, Fraktionsvorsitzende der Bündnisgrünen im Kreistag Nordwestmecklenburg, bestätigt das: „In Nordwestmecklenburg gibt es ohnehin die geringste Angebotsdichte im Gewaltschutz landesweit. Frauen und Mädchen hier jetzt komplett ohne Unterstützung zurückzulassen, ist inakzeptabel. Das werden wir nicht hinnehmen!“Sie ergänzt: „Der Landkreis Nordwestmecklenburg weist das niedrigste Fördervolumen pro Kopf für Gewaltschutz in Mecklenburg-Vorpommern auf. Zugleich stiegen die Fälle häuslicher Gewalt gegen Frauen und Mädchen von 134 im Jahr 2020 auf 158 im Jahr 2022. Bis August 2023 waren bereits 52 Erwachsene und 61 Kinder betroffen. Diese Zahlen spiegeln den bundesweiten Trend wider. Gemeinsam mit den Fraktionen von SPD und DIE LINKE haben wir im Kreistag einen Antrag eingebracht, der morgen abschließend beraten wird. Ziel ist eine dauerhafte und lückenlose Unterstützung für Gewaltopfer. Es geht um lediglich 7.700 Euro, die der AWO fehlen, um die Beratungsstelle zu sichern. Dass diese Summe nicht aufgebracht werden kann, ist schlicht politischer und menschlicher Irrsinn.“
Die Bündnisgrünen fordern die Landesregierung und den Landkreis auf, ihrer Verantwortung gerecht zu werden und das Gewalthilfenetz endlich nachhaltig zu stärken.