Landesregierung will Kitas zusammenstreichen // Wegner: „Das ist nichts anderes als ein Kahlschlag“

Eine aktuelle Auswertung der Bertelsmann Stiftung zeigt: Mecklenburg-Vorpommern hat im bundesweiten Vergleich überdurchschnittlich viele gut ausgebildete Fachkräfte in den Kitas. Eigentlich eine riesige Stärke. Doch anstatt dieses Potenzial endlich für bessere Betreuung zu nutzen, droht es mit dem neuen Doppelhaushalt komplett zu verpuffen.

Kita-Fachkräfte in MV: gut ausgebildet, aber völlig überlastet

Jutta Wegner, parlamentarische Geschäftsführerin und Sprecherin für frühkindliche Bildung der bündnisgrünen Landtagsfraktion, warnt:
„Ja, wir haben hervorragend ausgebildete Fachkräfte. Aber wir haben auch die bundesweit schlechteste Fachkraft-Kind-Relation – wenn eine Fachkraft fast doppelt so viele Kinder betreuen muss wie in westlichen Bundesländern, hilft ihre gute Ausbildung wenig, weil sie schlicht keine Zeit hat, sie anzuwenden. Mit dem neuen KiföG-Gesetzentwurf wird es nicht besser, sondern schlimmer: Kita-Schließungen sind ohne grundlegende Änderungen kaum noch abzuwenden.“

Drohender Kahlschlag bei Trägern und Kitas

Statt den demografischen Wandel als Chance für kleinere Gruppen und spürbare Entlastung der Erzieher*innen zu begreifen, will die Landesregierung Kitas zusammenstreichen. Geplant ist: Alle Träger, die über dem rechnerisch ermittelten Bedarf an Plätzen liegen, sollen gar keinen Anspruch mehr auf Vertragsverhandlungen haben. „Das ist nichts anderes als ein Kahlschlag“, kritisiert Wegner.

Dass diese Rechnung nicht aufgeht, hatte bereits im Juli Landesrechnungshofpräsidentin Dr. Martina Johannsen im Landtag deutlich gemacht: Rein rechtlich gebe es ein Recht auf Betriebserlaubnis – die vermeintliche „Sparidee“ der Landesregierung sei also gar keine. Trotzdem heißt es im Gesetzentwurf: Man wolle sich bewusst von dieser Rechtslage abkehren. Wegner: „Das ist eine politische Irrfahrt. Die Landesregierung spart ausgerechnet bei den Kleinsten, bei den Fachkräften und bei der Vielfalt frühkindlicher Bildung. Sozial gerecht ist das nicht – und nachhaltig schon gar nicht.“

Bündnisgrüne Fraktion legt Gegenvorschlag für bessere Fachkraft-Kind-Relation und verlässliche Kita-Landschaft vor

Die Bündnisgrünen setzen stattdessen auf Qualität und Verlässlichkeit: In der kommenden Woche bringt die Fraktion einen Antrag in den Landtag ein, der bessere Fachkraft-Kind-Relationen und stabile Strukturen vor Ort fordert – um Entlassungen und Schließungen zu verhindern. Wegner: „Wenn die Zahl der Kinder zurückgeht, ist das zugleich die Möglichkeit, um die Betreuungsqualität in den Einrichtungen zu verbessern. Kleinere Gruppen, gute Arbeitsbedingungen für Fachkräfte und eine verlässliche Kita-Landschaft – das hilft Kindern, Eltern und Kommunen.“

Ihr Appell an die Landesregierung ist eindeutig: „Wir brauchen endlich ein Finanzierungskonzept, das Qualität, Beitragsfreiheit und kommunale Handlungsfähigkeit zusammendenkt – statt Stückwerk und Kürzungen.“


Hinweis:

Antrag der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN „Auf den demografischen Wandel reagieren – Kita-Schließungen abwenden, Fachkraft-Kind-Relation verbessern“ (Drucksache 8/5110) vom 2. Juli 2025:

https://www.dokumentation.landtag-mv.de/parldok/dokument/65054/8_5110_auf_den_demografischen_wandel_reagieren_kita_schliessungen_abwenden_fachkraft_kind_relation_verbessern



Jutta Wegner MdL
Parlamentarische Geschäftsführerin und bildungspolitische Sprecherin