Gewalt gegen Kinder nimmt zu: Bündnisgrüne Fraktion fordert Childhood-Häuser in ganz MV // Shepley: „Die Kinder können nicht warten“

Angesichts dramatisch steigender Zahlen bei Gewalt gegen Kinder macht die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Mecklenburg-Vorpommern deutlich: Die Landesregierung muss jetzt handeln. Mit einem Landtagsantrag fordert die Fraktion, in jedem Landgerichtsbezirk des Landes ein Childhood-Haus zu etablieren und den sofortigen Aufbau eines Childhood-Hauses in Vorpommern sicherzustellen. Anne Shepley, sozialpolitische Sprecherin der Fraktion, warnt eindringlich: „Die Kinder können nicht warten.“

Zahl betroffener Kinder teilweise fast verdoppelt

Im vergangenen Jahr wurden laut polizeilicher Kriminalstatistik 606 Kinder und Jugendliche in Mecklenburg-Vorpommern Opfer sexualisierter Gewalt – Tendenz steigend. Expert*innen gehen von einer Dunkelziffer von mehr als 90 Prozent aus. Besonders alarmierend: Im bestehenden Childhood-Haus Schwerin stieg die Zahl der betroffenen Kinder seit 2022 massiv an – bei den 0- bis 6-Jährigen um 185 Prozent, bei den 7- bis 12-Jährigen um 53 Prozent, bei den 13- bis 18-Jährigen um 134 Prozent.

„Diese Zahlen sind ein Hilfeschrei“, sagt Shepley. „Sie stehen nicht für Statistik – sie stehen für Mädchen und Jungen, die Gewalt erlebt haben und die jetzt ein System brauchen, das sie vor noch mehr Leid schützt.“

Kritik an Landesregierung: Gesetz ohne Geld ist Symbolpolitik

Zwar kündigt das geplante Kinderschutzgesetz von Rot-Rot ein Childhood-Haus Vorpommern an – das Gesetz sieht jedoch lediglich vor, dass es „in der Perspektive geprüft werden“ soll, im Doppelhaushalt 2026/2027 sind keine Mittel dafür eingeplant.

„Ein Childhood-Haus ins Gesetz zu schreiben, aber nicht zu finanzieren, ist nichts als Symbolpolitik“, kritisiert Shepley. „Kinderschutz darf kein Lippenbekenntnis sein. Wenn wir wissen, dass Kinder in den Verfahren häufig retraumatisiert werden, dann müssen wir sicherere Strukturen schaffen – und bezahlen.“

Kommunen sind am Limit – das Land muss Verantwortung übernehmen

Shepley warnt davor, auf kommunale Entscheidungen zu warten. Viele Kommunen kämpften mit massiven finanziellen und personellen Engpässen, so die Sozialpolitikerin. „Wer erwartet, dass die Kommunen ein Childhood-Haus aus eigener Kraft stemmen können, hat den Bezug zur Realität verloren. Kinderschutz ist eine Kernaufgabe des Landes. Wir dürfen nicht auf überlastete Kommunen setzen noch auf mögliche Bundesprogramme warten. Das Land muss selbst Verantwortung für die schutzbedürftigen Kinder übernehmen.“


Hintergrund:

Childhood-Häuser schützen – fachlich, kindgerecht, traumasensibel
Im Childhood-Haus Schwerin (https://www.childhood-de.org/childhood-haus/haeuser/childhood-haus-schwerin) werden betroffene Kinder multidisziplinär betreut: Jugendamt, Polizei, Justiz, Rechtsmedizin und Therapie arbeiten unter einem Dach zusammen, um Mehrfachvernehmungen und erneute Traumatisierungen zu vermeiden. Die Nachfrage wächst enorm: von 78 Kindern im Jahr 2022 auf 167 Kinder im Jahr 2025 – das ist ein Anstieg von 114 Prozent.


Hinweis:

Antrag der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN „Kindgerechte Justiz in Mecklenburg-Vorpommern stärken – Ein Childhood-Haus in jedem Landgerichtsbezirk“ (Drucksache 8/5689) vom 26. November 2025:
https://www.dokumentation.landtag-mv.de/parldok/dokument/68572/8_5689_kindgerechte_justiz_in_mecklenburg_vorpommern_staerken_ein_childhood_haus_in_jedem_landgerichtsbezirk


Anne Shepley MdL
sozialpolitische Sprecherin