Netz der Lügen

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Desinformationen und Manipulation: Wir klären auf.

Demokratie stärken – Desinformation entgegentreten

Was ist Desinformation?

Desinformation bezeichnet falsche Informationen, die mit dem Ziel verbreitet werden, Menschen vorsätzlich zu täuschen oder zu beeinflussen. Dazu kann auch gehören, dass wahre Informationen in einen falschen oder irreführenden Zusammenhang gesetzt werden, um bewusst Schaden zu verursachen. Das geschieht in sozialen Medien und Chats oft nicht nur durch Texte, sondern auch mithilfe von Bildern und Videos.

Folgende Arten von Desinformation sind insbesondere bei der politischen Meinungsbildung wichtig:

Propaganda

Propaganda ist die gezielte Verbreitung von Informationen, Meinungen oder Ideen, die darauf abzielt, eine bestimmte Haltung, ein Verhalten oder eine Wahrnehmung bei einer Zielgruppe zu fördern. Im Gegensatz zu neutraler oder objektiver Information verfolgt Propaganda häufig eine manipulative Absicht, indem sie Gefühle, Überzeugungen und Denkmuster beeinflusst. Sie wird vor allem in politischen, religiösen oder ideologischen Kontexten eingesetzt.

Merkmale von Propaganda

  1. Zielgerichtetheit:
    • Propaganda verfolgt klare Ziele, etwa die Mobilisierung von Anhängern, die Unterdrückung von Opposition oder die Rechtfertigung bestimmter Handlungen.
  2. Emotionale Ansprache:
    • Sie nutzt oft Angst, Wut, Stolz oder Hoffnung, um rationale Überlegungen zu überlagern.
    • Beispiel: Bedrohungsszenarien, die Zusammenhalt gegen einen „Feind“ fördern.
  3. Einseitige oder verzerrte Informationen:
    • Fakten werden selektiv dargestellt, aus dem Kontext gerissen oder vollständig erfunden.
    • Kritische Perspektiven oder alternative Meinungen werden unterdrückt.
  4. Wiederholung:
    • Botschaften werden häufig wiederholt, um sie in den Köpfen der Zielgruppe zu verankern.
    • Beispiel: Schlagwörter oder Parolen in Medien oder Reden.
  5. Vereinfachung:
    • Komplexe Themen werden stark vereinfacht, um klare „Gut gegen Böse“-Narrative zu schaffen.
    • Beispiel: Schuldzuweisungen an einzelne Personen oder Gruppen.
  6. Manipulation von Medien:
    • Propaganda kann traditionelle Medien, soziale Netzwerke oder Kulturinstitutionen nutzen, um die Botschaften zu verbreiten.

Formen der Propaganda

Beispiel: Missionarische Schriften, die Andersgläubige als „verdorben“ darstellen.

Politische Propaganda:

Häufig in autoritären Regimen eingesetzt, um Herrschaft zu legitimieren und Opposition zu unterdrücken.

Beispiel: Staatspropaganda zur Rechtfertigung von Kriegen.

Kriegspropaganda:

Ziel ist es, die Bevölkerung für den Krieg zu mobilisieren und den Gegner zu entmenschlichen.

Beispiel: Feindbilder in Plakaten oder Filmen während des Zweiten Weltkriegs.

Kommerzielle Propaganda:

Bezieht sich auf übertriebene oder manipulative Werbung, die Produkte oder Dienstleistungen bewirbt.

Beispiel: Unhaltbare Behauptungen in der Produktvermarktung.

Religiöse Propaganda:

Fördert eine bestimmte Glaubensrichtung und diffamiert andere Überzeugungen.

Propaganda vs. Information

  • Propaganda:
    • Manipulativ, einseitig, emotional.
    • Zielt auf Überzeugung ohne kritische Reflexion.
  • Information:
    • Sachlich, objektiv, ausgewogen.
    • Ermöglicht eine eigene Meinungsbildung.

Gefahren von Propaganda

  • Fördert Intoleranz, Polarisierung und Konflikte.
  • Untergräbt demokratische Prozesse und die freie Meinungsbildung.
  • Kann zur Legitimation von Gewalt und Unterdrückung führen.

Eine aufgeklärte Öffentlichkeit, kritisches Denken und eine freie Presse sind wichtige Mittel, um Propaganda zu erkennen und ihre Auswirkungen zu minimieren.

Manipulative politische Werbung

Manipulative politische Werbung ist eine Form der politischen Kommunikation, bei der gezielt Techniken eingesetzt werden, um die Wahrnehmung, Meinungen oder Entscheidungen der Zielgruppe auf eine unethische oder irreführende Weise zu beeinflussen. Solche Werbung überschreitet die Grenzen legitimer Überzeugungsarbeit, indem sie psychologische Tricks, Fehlinformationen oder emotional aufgeladene Botschaften nutzt, um die Rezipient*innen zu manipulieren.

Merkmale manipulativer politischer Werbung

  1. Emotionalisierung:
    • Der Einsatz von Angst, Wut oder Hoffnung, um rationale Überlegungen zu überlagern.
    • Beispiel: Bedrohungsszenarien, die Unsicherheit und Panik schüren.
  2. Desinformation:
    • Verbreitung falscher oder irreführender Informationen, um politische Gegner zu diskreditieren oder eigene Positionen zu stärken.
    • Beispiel: Übertriebene oder erfundene Behauptungen in Wahlkampagnen.
  3. Personalisierung und Microtargeting:
    • Nutzung von Datenanalysen, um maßgeschneiderte Botschaften an spezifische Zielgruppen zu senden, oft basierend auf deren Schwächen oder Ängsten.
    • Beispiel: Anzeigen, die auf Social-Media-Nutzer mit bestimmten politischen Präferenzen zugeschnitten sind.
  4. Verschleierung:
    • Das Verstecken der wahren Urheber oder Ziele einer Kampagne.
    • Beispiel: Anonyme Werbung oder Nutzung von Drittorganisationen, um Einfluss zu nehmen.
  5. Halbwahrheiten und Verzerrungen:
    • Präsentation von Fakten aus dem Kontext gerissen, um ein bestimmtes Bild zu erzeugen.
    • Beispiel: Hervorheben einzelner positiver oder negativer Aspekte, die nicht repräsentativ sind.
  6. Negative Campaigning:
    • Fokus auf die Schwächen oder Fehltritte der politischen Gegner statt auf eigene Stärken.
    • Beispiel: Persönliche Angriffe oder Diffamierung.

Auswirkungen manipulativer politischer Werbung

  • Beeinträchtigung demokratischer Prozesse: Manipulation untergräbt die freie Meinungsbildung und das Vertrauen in politische Institutionen.
  • Polarisierung: Emotionalisierende und spaltende Inhalte können die Gesellschaft weiter auseinanderbringen.
  • Verlust von Vertrauen: Bürger könnten das Vertrauen in Politik und Medien verlieren, wenn sie die Manipulation erkennen.

Abgrenzung zu legitimer politischer Werbung

Legitime politische Werbung informiert über Programme, Visionen und Erfolge, während manipulative Werbung darauf abzielt, durch Täuschung oder Überwältigung Einfluss zu nehmen.

Ein Beispiel für ein kritisches Vorgehen gegen manipulative politische Werbung ist die Einführung von Transparenzregeln, z. B. Kennzeichnung von Online-Politwerbung oder Veröffentlichung der Finanzierungsquellen.

Pseudojournalismus

Pseudojournalismus bezeichnet journalistische Tätigkeiten oder Veröffentlichungen, die zwar den Anschein von journalistischer Arbeit erwecken, dabei jedoch grundlegende Standards des professionellen Journalismus nicht einhalten. Der Begriff wird oft kritisch verwendet, um Praktiken zu beschreiben, die Informationen manipulieren, verzerren oder absichtlich irreführend darstellen.

Typische Merkmale von Pseudojournalismus

  1. Fehlende Faktenprüfung: Inhalte werden veröffentlicht, ohne ihre Richtigkeit oder Quellen zu überprüfen.
  2. Agenda-getrieben: Es steht die Verbreitung einer spezifischen politischen, wirtschaftlichen oder ideologischen Agenda im Vordergrund, anstatt die objektive Berichterstattung.
  3. Sensationsgier: Reißerische Schlagzeilen oder Inhalte sollen Aufmerksamkeit erzeugen, unabhängig von der inhaltlichen Substanz.
  4. Fehlende Quellenangaben: Es wird auf anonyme oder zweifelhafte Quellen zurückgegriffen, ohne diese nachvollziehbar zu machen.
  5. Verzerrte Darstellung: Informationen werden aus dem Zusammenhang gerissen oder einseitig präsentiert, um ein bestimmtes Narrativ zu stützen.
  6. Clickbaiting: Artikel werden primär geschrieben, um Klicks zu generieren, nicht um die Öffentlichkeit umfassend zu informieren.

Beispiele und Folgen

Pseudojournalismus tritt häufig in Form von Fake News, Propaganda, oder unseriösen Online-Blogs auf. Plattformen in sozialen Medien, die auf Reichweite und Engagement abzielen, können zur Verbreitung solcher Inhalte beitragen. Die Folgen sind oft weitreichend:

  • Verunsicherung der Öffentlichkeit,
  • Verbreitung von Fehlinformationen,
  • Vertrauensverlust in seriöse Medien.

Unterschied zum professionellen Journalismus: Während seriöser Journalismus auf Transparenz, Faktenprüfung und der Einhaltung ethischer Standards basiert, fehlt dies im Pseudojournalismus meist völlig.

Woran erkennt man Desinformation?

Desinformation wird in unzähligen Varianten verbreitet. Es gibt kein Pauschalrezept, aber verschiedene Merkmale, Strategien und Tools, die dabei helfen, Desinformation zu identifizieren:

1. Achte auf Alarmsignale: Desinformationen sollen oft Emotionen wie Angst und Wut auslösen. Wenn reißerische Überschriften und Bilder verwendet oder eine nahe Katastrophe ausgemalt werden, solltet ihr genauer hinschauen. Ebenso, wenn keine Quellen für die Behauptung angegeben werden.

2. Wer hat die Behauptung aufgestellt? Auf Webseiten solltest du beispielsweise das Impressum prüfen.

3. Gibt es vertrauenswürdige Quellen? Berichten auch andere, insbesondere etablierte Medien darüber?

4. Was sind die Beweise?

  • Bei aufregenden Bildern können Tineye und die Google-Bildersuche helfen, mehr über die Herkunft des Bildes heraus zu finden. Bei Youtube-Videos hilft der Youtube DataViewer.
  • Desinformationskampagnen bauen auf die Wiederholung von Falschinformationen. Oft wurden sie schon von fachkundigen Organisationen geprüft und widerlegt. Zum Beispiel Mimikama und Correctiv bieten riesige Datenbanken mit Faktenchecks.

Warum ist Desinformation gefährlich für die Demokratie?

Desinformationskampagnen sind von einer abstrakten zu einer realen Gefahr für unsere Demokratie geworden.

Unsere Demokratie baut darauf, dass sich die Bevölkerung in einem offenen Prozess ihre Meinung bilden kann. Desinformation beeinflusst die Wahrnehmung der Realität und führt dazu, dass Bürger*innen Entscheidungen auf Grundlage falscher Informationen treffen. Dadurch werden demokratische Willensbildungsprozesse beeinflusst, Wahlen manipuliert oder deren Rechtmäßigkeit in Frage gestellt. Desinformation kann zudem Reformen behindern, indem sie irrationale Ängste schürt oder falsche Prioritäten setzt.

Quelle: Tiktok

Desinformationskampagnen greifen auch darüber hinaus die Grundlagen unserer demokratischen Gesellschaft an. Sie vergiften öffentliche Diskurse, untergraben das Vertrauen in staatliche Institutionen oder in die Medien. Durch gezielte Verbreitung von Lügen wird die Glaubwürdigkeit seriöser Medien und Experten angegriffen, was Polarisierung und Radikalisierung fördert. Menschen werden zum Ziel von Einschüchterung und Diskreditierung. Dies erschwert einen sachlichen, faktenbasierten Diskurs und schwächt die Meinungsvielfalt.

Quelle: Tiktok

Unsere Initiativen

  • Unser Antrag „Demokratie stärken – Desinformation gezielt entgegenwirken“

Weiterführende Links