Nach jahrelangen Verzögerungen beim längst versprochenen Klimaschutzgesetz hat die rot-rote Landesregierung am 8. Juli 2025 einen Entwurf für ein sogenanntes „Klimaverträglichkeitsgesetz“ vorgestellt. Doch statt ambitionierter Ziele und konkreter Maßnahmen enthält der Entwurf vor allem Rückschritte: Das Ziel der Klimaneutralität wird entgegen den Wahlversprechen und dem eigenen Koalitionsvertrag um fünf Jahre auf 2045 verschoben.
Inhaltlich bleibt der Gesetzentwurf weit hinter den Erwartungen zurück. Wer auf klare Vorgaben für klimaverträgliche Stadtentwicklung, geregelte Tierhaltung, verbindlichen Moorschutz oder konkrete Hilfen für Kommunen bei der Klimaanpassung gehofft hat, wird enttäuscht: All das fehlt – oder wird auf unbestimmte Zeit verschoben.
Statt jetzt zu handeln, sollen erst 2026 konkrete Maßnahmen samt Finanzierungsplan vorgelegt werden. Die Umsetzung wird damit in die nächste Legislatur verschoben. SPD und LINKE entziehen sich der Verantwortung – und hinterlassen Mecklenburg-Vorpommern ein klimapolitisches Vakuum.
Doch die Zeit drängt. Wir können uns keine weiteren verlorenen Jahre leisten.
CO₂-Budget MV
Verbleibende Zeit, bis das CO2–Budget von MV aufgebraucht ist:
3 Jahre
004 Tage
04 Stunden
04 Minuten
06 Sekunden
1000 Tonnen verbleibendes CO2–Budget
300 Tonnen CO2–Ausstoß pro Sekunde
Quelle: carbonclock.kwikk.info (Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung)
„Die Landesregierung pfeift auf die Klimawissenschaft“
Mit einer nächtlichen Projektion auf die Fassade des Wissenschaftsministeriums in Schwerin machen wir seit dem 17. Juli 2025 auf den drohenden Verlust wertvoller Zeit im Kampf gegen die Klimakrise aufmerksam. Die Installation zeigt unter dem Motto „Die CO₂-Uhr tickt“ einen Live-Ticker mit der verbleibenden Zeit, bis das CO₂-Budget für Mecklenburg-Vorpommern aufgebraucht ist.
Am 8. Juli 2025 hatte das rot-rote Kabinett den Entwurf für ein sogenanntes Klimaverträglichkeitsgesetz vorgestellt – und angekündigt, die Klimaneutralität des Landes erst bis 2045 erreichen zu wollen.
Foto: Projektion auf die Fassade des Wissenschaftsministerium MV: „Die Landesregierung pfeift auf die Klimawissenschaft“
»Am 8. Juli hat die Landesregierung still und leise ein zentrales Klimaversprechen gebrochen: Das Ziel der Klimaneutralität bis 2040 soll aufgegeben werden – obwohl genau dieses Ziel vom Landtag beschlossen wurde. Und das ohne vorherige Rücksprache mit dem Parlament. Ohne Debatte. Ohne Respekt vor dem demokratischen Verfahren.«
Hannes Damm, stellvertretender Vorsitzender und klimapolitischer Sprecher
Temperaturentwicklung in Mecklenburg-Vorpommern
Die „Warming Stripes“ (Wärmestreifen) veranschaulichen, ob es in einem bestimmten Gebiet in dem Jahr zu warm oder zu kalt war. Die Striche sind Jahr für Jahr seit 1881 aneinandergereiht. Je blauer der Strich, desto kälter war das Jahr im Vergleich zum langjährigen Mittel. Je roter der Strich wird, desto wärmer war das Jahr im Jahresvergleich.
In Mecklenburg-Vorpommern ist die letzte „blaue“ Phase schon einige Zeit her. In den 60er und 70er Jahren war das zuletzt der Fall. Die vergangenen 20 Jahre mit der Ausnahme 2010 waren allesamt zu warm, die Jahre 2014 und 2019 sogar deutlich zu heiß. Quelle: www.wetter.de
Was ist die 1,5-Grad-Grenze – und was bedeutet sie für Mecklenburg-Vorpommern?
Im Pariser Klimaabkommen von 2015 haben sich nahezu alle Staaten der Welt verpflichtet, den globalen Temperaturanstieg auf deutlich unter 2 Grad, möglichst auf 1,5 Grad gegenüber dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen. Dieses Ziel soll die schwerwiegendsten Folgen der Klimakrise abmildern – für Mensch, Natur und Gesellschaft.
Auch Mecklenburg-Vorpommern ist bereits von den Auswirkungen der Klimakrise betroffen: In den letzten Jahren häufen sich extreme Wetterereignisse wie Dürren, Hitzewellen, Starkregen und Stürme. Die Bodenerosion nimmt zu, Waldbrandgefahr steigt, und landwirtschaftliche Erträge geraten unter Druck. Küstenregionen müssen sich verstärkt gegen Sturmfluten und den Meeresspiegelanstieg wappnen – mit enormen Folgen für Natur, Infrastruktur und Tourismus.
Auch die Gesundheitsrisiken steigen: Längere Hitzeperioden belasten insbesondere ältere Menschen und Kinder, die Gewässerqualität verschlechtert sich, und durch die Erhitzung steigt die Gefahr der Ausbreitung neuer Krankheitserreger und Zecken- bzw. Mückenübertragener Krankheiten. Die Veränderung der Lebensräume bedroht zudem Tier- und Pflanzenarten, insbesondere in Mooren, Seen und Küstenökosystemen.
Für alle, die echten Klimaschutz mit konkreten, umsetzbaren Maßnahmen wollen, haben wir bereits im vergangenen Jahr einen eigenen Entwurf für ein Landesklimaschutzgesetz vorgelegt.
Und im Kontrast dazu: der Gesetzentwurf zur „Klimaverträglichkeit“ – eine Initiative, die den Anschein von Klimaschutz erweckt, ohne sich auf konkrete Maßnahmen festzulegen.
→ Mehr Informationenzu unserem Entwurf für ein Landesklimaschutzgesetz MV, unseren 10 zentralen Zielen sowie zum Entwicklungs- und Beteiligungprozess